Historisches

 

Forschungsprojekt zur Geschichte des Ev.-Luth. Diakonissenhauses Leipzig

 

 

Das Ev. Diakonissenkrankenhaus ist ein Leipziger Krankenhaus mit Tradition, das seine Patientinnen und Patienten im Sinne des evangelisch-diakonischen Auftrags versorgt. Doch woher kommt dieser Auftrag und wie ist es gelungen, ihn bis heute zu erhalten und durchzuführen?

 

Wer dieser Frage nachspüren möchte, muss seinen Blick zuerst auf das Ev.-Luth. Diakonissenhaus Leipzig richten. Gegründet wurde es 1891 vom Leiter der Leipziger evangelischen Kirche, Oskar Pank, agierte es innerhalb der Kaiserswerther Mutterhausdiakonie von Beginn an weitgehend selbstständig. Die Tätigkeit der christlichen Diakonissen trug maßgeblich zur Linderung der sozialen Missstände im Leipzig des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts bei – paradoxerweise gerade im damaligen „gottlosen“ Arbeitervorort Lindenau.

 

Eine wichtige Rolle für die Gesundheitsversorgung der Stadt kam dem Diakonissenkrankenhaus zu, das 1900 erbaut wurde und sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einer wichtigen Institution entwickelte. Es war Wirkungsstätte für medizinische Vordenker wie Heinrich Braun, der hier eine neue Anästhesiemethode entwickelte.  Während der beiden Weltkriege war es Lazarett. In den beiden Diktaturen versuchte die Leitung des Hauses so zu agieren, dass das Diakonissenkrankenhaus seine medizinischen und pflegerischen Aufgaben weiterhin wahrnehmen konnte, und zugleich versuchte, politisch möglichst unabhängig zu bleiben. Die Mitarbeit der Diakonissen war auch in den sächsischen Kirchengemeinden und in zahlreichen weiteren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Sachsens spür- und erlebbar.

 

Das im Jahr 2016 anlässlich des 125-jährigen Gründungsjubiläums gestartete Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, die Geschichte des Leipziger Diakonissenhauses nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu erforschen. Dabei ist es ein wichtiges Anliegen, die historische Entwicklung des Hauses in einen gesamtgesellschaftlichen, sozialen und stadtgeschichtlichen Kontext zu rücken.

 

Anhand von Lebensläufen der Diakonissen werden zudem die unterschiedlichen Motivationen für den Diakonissenberuf rekonstruiert, aber auch Prozesse der kollektiven Identitätsbildung untersucht. Gefragt wird außerdem nach der Haltung des jeweiligen Hausvorstands in den sich wandelnden politischen Systemen. Die theoretische und methodische Grundlage bilden u. a. die kulturwissenschaftlich inspirierte Unternehmensgeschichte, das soziale Unter¬nehmertum und die Frauenforschung.

 

Das Buch soll für die interessierte Öffentlichkeit gut lesbar und mit zahlreichen Fotos und Dokumenten dargeboten werden. Eine Veröffentlichung ist für das Jahr 2020 geplant.

 

 

Kontakt:

 

Dr. Fruzsina Müller

Kulturwissenschaftlerin

Mutterhaus-Archiv

Tel.: 0341 444-3555

E-Mail: fruzsina.mueller@ediacon.de